Hund alleine lassen: Training bei Trennungsangst

Hund sitzt alleine gelassen vor der Haustür.

Kaum ein Hund wird gerne allein zurückgelassen. Dennoch ist es wichtig, dass Ihr Hund lernt, auch in Ihrer Abwesenheit entspannt zu bleiben.

Hunde sind Rudeltiere und das Alleinsein liegt nicht in ihrer Natur. Doch keine Sorge: Hunde können lernen, alleine zu bleiben. Wie das geht und wann der beste Zeitpunkt fürs „Alleine-bleiben-Training“ ist, haben wir hier zusammengestellt.

Mal eben was einkaufen, ein Arztbesuch oder der Besuch einer Freundin mit Hundehaarallergie: Es gibt Situationen, in denen Sie Ihren Hund nicht mitnehmen können – egal, wie gut erzogen er ist. Es ist deshalb wichtig, dass Ihr Hund lernt, allein zu bleiben.

Warum haben Hunde Angst, alleine zu bleiben?

Hunde stammen vom Wolf ab und Wölfe sind bekanntlich Rudeltiere. Wölfe arbeiten zusammen. Sei es bei der Jagd oder bei der Aufzucht der Welpen. Kein Tier wird allein gelassen. Zurückgelassen werden nur kranke und schwache Tiere, die dem Rudel nicht mehr behilflich sein können.

Dieser Instinkt ist in unseren Hunden noch immer, mehr oder minder fest verankert. So verwundert es nicht, dass Hunde nicht gern allein zurückgelassen werden.

Trennungsangst oder Kontrollverlust?

Die Angst vor dem Alleinsein ist nicht bei jedem Hund gleich stark ausgebildet. Und auch die Frage nach der Ursache der Angst, lässt sich nicht so pauschal beantworten. Hunde sind Individuen und genau wie wir Menschen sind sie unterschiedlich geprägt, haben verschiedene Erfahrungen und Charakterzüge.

Dennoch lässt sich die Angst des Hundes, alleine zu bleiben, in der Regel auf eine der folgenden zwei Hauptursachen zurückführen:

  1. Trennungsangst
  2. Angst vor Kontrollverlust

Hunde, die unter Trennungsangst leiden, haben tatsächlich Angst vor dem Alleinsein. Sie fühlen sich hilflos und verlassen ohne Herrchen oder Frauchen.

Bei Hunden mit Kontrollverlust ist es hingegen eher die Sorge, dass Herrchen oder Frauchen ohne ihn nicht zurechtkommen. Sie haben das Gefühl, beschützen und aufpassen zu müssen. Ziehen Sie ohne ihn los, kann er dieser Aufgabe nicht nachkommen und empfindet darüber Sorge oder Ärger.

Beim unten beschriebenen Training geht es in erster Linie darum, die Trennungsangst des Hundes zu überwinden. Leidet Ihr Hund hingegen unter Kontrollverlust, empfiehlt es sich, an einer anderen Stelle anzusetzen. In diesem Fall muss Ihr Hund zunächst lernen, dass Sie in seinem Rudel das Sagen haben.

Leidet Ihr Hund unter Kontrollverlust, ist häufig fachmännische Hilfe geboten. Professionelle Hundetrainer oder Hundepsychologen helfen Ihnen, die Ursachen des Kontrollverlusts zu erkennen und zu beheben.

Wie äußert sich die Angst vor dem Alleinbleiben beim Hund?

So unterschiedlich die Ursachen der Angst vor dem Alleinbleiben bei Hunden sind, so unterschiedlich äußert sie sich auch.

Während manche Hunde lautstark bellen und jaulen, unruhig zwischen Fenster und Haustür hin- und herlaufen oder sogar die Möbel zerstören, leiden andere Hunde eher still. Sie ziehen sich zurück, fressen nicht, schlafen nicht und winseln höchstens leise.

Die Körpersprache und Lautäußerungen Ihres Hundes zu kennen, ist bei der Therapie zur Überwindung der Trennungsangst übrigens sehr hilfreich. Manche Experten raten dazu, eine Haustierkamera mit Videofunktion aufzustellen und zu beobachten, wie sich der Hund verhält, wenn er allein in einem Raum zurückgelassen wird. Die Videoaufnahmen können Aufschluss darüber geben, wo die Ursachen der Angst vor dem Alleinsein liegen und wie tief sie verankert ist.

Hund hat Mülleimer in der Küche ausgeräumt.. © Chalabala / stock.adobe.com
Ausgeräumte Mülleimer, angeknabberte Schuhe, zerkratzte Möbel: All das kann ein Zeichen für Trennungsangst sein.

Warum es wichtig ist, dass Ihr Hund lernt, alleine zu bleiben

Hunde, die unter Trennungsangst leiden, stehen unter enormen Stress. Sie einfach nicht mehr allein zu lassen, ist keine Lösung. Zumal sich dies in unserem Alltag kaum bewerkstelligen lässt. Jedes Mal den Hundesitter rufen, nur wenn man mal kurz in den Supermarkt muss? Das ist kaum praktikabel.

Für das harmonische Zusammenleben zwischen Hund und Mensch ist es daher unabdingbar, dass Hunde verstehen, dass sie ihren Menschen nicht überallhin folgen können. Je ruhiger Ihr Hund Ihre Abwesenheit erlebt, desto entspannter können auch Sie Ihre Termine wahrnehmen.

Wie lange können Hunde allein zuhause bleiben?

Egal wie entspannt und ruhig sich Ihr Hund verhält, ihn einfach einen ganzen Tag allein zu lassen, während Sie in Vollzeit arbeiten, ist definitiv zu lang. Hunde brauchen ihr soziales Umfeld, um sich wohlzufühlen.

Leider lässt sich aus dieser Erkenntnis jedoch nicht ableiten, wie lange es in Ordnung ist, Ihren Hund allein zu lassen. Hunde sind einzigartige Individuen und eine pauschale Antwort auf die Frage, wie lange sie alleine bleiben können, gibt es nicht.

Während manche Hunde bereits das Bellen anfangen, wenn Ihr Besitzer nur nach dem Autoschlüssel greift, zeigen sich andere erst nach mehreren Stunden des Alleinseins unruhig. Spätestens nach vier bis fünf Stunden ist aber für alle Hunde die Grenze erreicht. Denn spätestens jetzt müssen sie mal raus und sich erleichtern.

Egal wie ruhig sich Ihr Hund verhält, grundsätzlich gilt: Es sollte nicht die Regel sein, dass Ihr Hund mehrere Stunden täglich allein sein muss. Sehr ängstliche und sensible Hunde können sogar krank werden oder Depressionen entwickeln, wenn sie zu häufig allein gelassen werden. Ein Hundesitter oder Dogsharing kann in diesem Fall helfen.

Nichtsdestotrotz sollte Ihr Hund nicht jedes Mal vor Trauer vergehen, nur wenn Sie einmal nicht da sind. Denn selbst Menschen, die zuhause arbeiten, haben Termine und Verabredungen, zu denen sie ihren Hund nicht mitnehmen können. Es ist wichtig, dass Ihr Hund diese Zeiten stressfrei erlebt.

© Emilia007 / stock.adobe.com
Apportierspiele sind vor dem Alleinelassen ideal. Körperlich und geistig ausgelastet, wird Ihr Hund das Alleinsein entspannt erleben können.

Der beste Zeitpunkt für das „Alleine-Bleiben-Training“

Früh übt sich: Wenn es darum geht, dass Ihr Hund lernt, alleine zu bleiben, stimmt dieser Ausspruch in jedem Fall. Erfahren Hunde bereits im Welpenalter, dass es absolut normal ist, dass ihr Mensch für kurze Zeit auch mal ohne sie wegfährt, wird das auch im Erwachsenenalter eine Selbstverständlichkeit bleiben.

Wie Sie das Alleinsein mit einem Welpen trainieren, erfahren Sie in unserem Beitrag Welpen alleine lassen.

Training beim erwachsenen Hund

Die gute Nachricht: Auch erwachsene Hunde können lernen, alleine zu bleiben. Die schlechte Nachricht: Das Training dauert in der Regel deutlich länger. Doch Ihre Geduld wird sich auszahlen und selbst im fortgeschrittenen Alter wird es Ihnen Ihr Hund noch danken, wenn er stressfrei alleine bleiben kann.

Ausgelastet lernt es sich besser

Der beste Zustand, Ihrem Hund etwas Neues beizubringen, ist, wenn Ihr Hund körperlich und auch geistig ausgelastet ist. Ist der Hund unterfordert und gelangweilt, ist er nicht aufnahmefähig und wird kaum in der Lage sein, Ihrem Training zu folgen.

Bevor Sie mit den folgenden Übungen beginnen, sollten Sie also dafür sorgen, dass Ihr Hund ausgelastet und zufrieden ist. Und das geht am besten, wenn Sie sich zuvor ausgiebig mit ihm beschäftigen und mit ihm spielen: Gehen Sie mit ihm Gassi, machen Sie Such- und Apportierspiele und sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund sich dabei ausreichend auspowert.

1. Vorbereitung

Hat Ihr Hund einen Lieblingsplatz in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung? Sehr gut. Dann dirigieren Sie ihn nach einem ausgiebigen Spaziergang auf seine Lieblingsdecke oder sein Hundebett und geben Sie ihm ruhig etwas zur Beschäftigung, zum Beispiel einen Kauknochen oder ein Hundespielzeug, mit dem er sich gerne beschäftigt.

2. Zuhause üben

Bevor Sie nun wirklich das Haus verlassen, starten Sie mit dem Training zunächst in den eigenen vier Wänden. Wenn Ihr Hund gut beschäftigt ist mit Kauknochen, einem Hundespielzeug und er ganz entspannt wirkt, verlassen Sie das Zimmer für einen kurzen Moment. Schließen Sie die Zimmertür, gehen Sie in einen anderen Raum und kommen Sie nach wenigen Minuten wieder.

3. Zeitspanne langsam und flexibel steigern

Im besten Fall nimmt der Hund Ihr Verschwinden anfangs gar nicht wahr. Nach mehreren Wiederholungen können Sie dann beginnen, die Zeitspanne Ihres Wegbleibens langsam zu verlängern – allerdings nicht kontinuierlich. Bleiben Sie mal zehn Minuten weg, dann wieder nur fünf und dann wieder 15 Minuten. So gewöhnt sich Ihr Hund daran, dass die Zeiträume Ihres Verschwindens flexibel sind und er nicht nach einer bestimmten Zeit unruhig werden muss.

4. Wiederkommen bei Ruhe

Wichtig ist, dass Sie erst wieder ins Zimmer kommen, wenn Ihr Hund sich ruhig verhält. Betreten Sie den Raum in dem Moment, in dem Ihr Vierbeiner gerade lautstark nach Ihnen bellt, lernt dieser, dass sein in diesem Moment gezeigtes Verhalten die richtige Methode ist, Sie „zurückzurufen“.

Hinweis: Gibt Ihr Hund keine Sekunde Ruhe? Dann hilft irgendwann natürlich nur zurückzukommen. Anstatt Ihren Hund dann aber mit Worten, Gesten und Händen zu beruhigen, sollten Sie ihn völlig ignorieren und ihm erst wieder Beachtung schenken, wenn er sich beruhigt hat.

5. Abschied und Wiederkommen

Entscheidend für den Trainingserfolg ist auch, dass Sie um Ihr Weggehen kein großes „Theater“ veranstalten. Ihren Hund ausgiebig streicheln, ihm mehrmals „Tschüss“ sagen, bis Sie wirklich die Tür hinter sich schließen, wäre absolut kontraproduktiv. Hunde sind schlau und würden sofort merken, dass hier etwas faul ist. Außerdem kann sich Ihre Nervosität auf Ihren Hund übertragen.

Auch beim Zurückkommen ins Zimmer, sollten Sie Ihren Hund nicht überschwänglich begrüßen und streicheln. Auch wenn es schwerfällt: Schenken Sie Ihrem Hund keine große Beachtung und bleiben Sie stets ruhig und gelassen. So vermitteln Sie Ihrem Hund am besten, dass es das Normalste auf der Welt ist, wenn Sie ihn mal allein lassen.

6. Variationen üben

Kurz bevor wir Menschen das Haus verlassen, führen wir häufig dieselben Handlungen durch. Wir ziehen Schuhe, Schal und Jacke an, stecken das Handy in Handtasche oder Rucksack und greifen nach dem Haustürschlüssel. Für Hunde, die unter Trennungsangst leiden, werden diese Handlungen oft zum Schlüsselreiz. Sie beginnen zu jaulen, bevor Sie überhaupt das Haus verlassen haben.

Je abwechslungsreicher Sie im Training Ihr kurzzeitiges Verschwinden gestalten, desto weniger wird sich Ihr Hund auf eine bestimmte Handlungsweise versteifen. Hat Ihr Haustier erst einmal gelernt, alleine zu bleiben, können Sie natürlich ruhig wieder die gewohnten Handlungen um Schuhe, Handtasche und Schlüssel abspulen.

Bis dahin sollten Sie flexibel sein. Gehen Sie mal mit Jogginghose und Turnschuhen raus, mal mit Kleid oder Anzug, mal auf Socken oder mit schicken Schuhen, dann nur mit Handtasche oder nur mit Schlüssel.

7. Das erste Mal das Haus verlassen

Können Sie innerhalb Ihres Hauses Ihren Hund alleine in einem Zimmer lassen und hinter sich die Tür schließen, ohne dass Ihr Hund nervös wird? Prima! Dann können Sie nun das erste Mal das Haus verlassen.

Genau wie beim Training innerhalb der Wohnung, sollten Sie dies aber nicht erst tun, wenn wirklich ein Termin ansteht. Gehen Sie stattdessen zunächst nur kurz zum Briefkasten, in die Garage oder gießen Sie im Vorgarten die Blumen.

Auch hier gilt: Machen Sie kein Bohei um Weggehen und Wiederkommen und steigern Sie nach und nach Ihre Abwesenheitszeit – ohne zu vorhersehbar zu werden.

Wie lange dauert das Training?

Je nachdem wie alt Ihr Hund ist und wie stark die Angst vor dem Alleinsein ausgeprägt ist, müssen Sie für das oben beschriebene Training durchaus mehrere Wochen kalkulieren.

Manchmal zeigen sich erste Erfolge bereits nach zwei Wochen, manchmal dauert es sechs bis acht Wochen, bis eine Verbesserung feststellbar ist. Grundsätzlich gilt: Junge Hunde lernen schneller als erwachsene Hunde, aber auch erwachsene Hunde sind lernfähig!

Wann brauche ich Hilfe vom Experten?

Merken Sie trotz regelmäßigem Üben nach zwei bis drei Monaten keinerlei Fortschritte, kann es hilfreich sein, sich Rat beim Fachmann zu holen. Tierärzte, Tierpsychologen und Hundetrainer sind gute Ansprechpartner. Vielleicht steckt hinter der Angst vor dem Alleinsein doch mehr als Sie denken? Manchmal können traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit zu Trennungsangst führen, die Sie nur mit professioneller Hilfe überwinden können.

Fazit: Jeder Hund kann lernen, allein zu bleiben

Egal ob Härtefall oder nicht: Mit dem richtigen Training und mit viel Geduld, kann jeder Hund (egal welchen Alters) lernen, alleine zu bleiben. Geben Sie die Hoffnung nicht auf und üben Sie langsam und behutsam. Auch wenn sich Ihr Hund anfangs noch schwertut mit dem Alleinsein.

Natürlich dürfen Sie es mit dem Training nicht übertreiben, indem Sie sich zu sehr auf einen baldigen Erfolg fokussieren. Wenn Sie merken, dass Sie Ihren Hund überfordern, gehen Sie lieber noch einmal ein, zwei Schritte im Training zurück. Sie werden sehen: Am Ende wird sich Ihre Geduld auszahlen!

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