Narkose bei der Katze Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Narkose Katze

Bereit für den Eingriff: Diese Katze liegt in Vollnarkose auf dem OP-Tisch.

Im Leben einer Katze kommt fast immer der Tag, an dem ein Eingriff notwendig wird. Wie eine Narkose bei der Katze abläuft und welche Risiken dabei bestehen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was ist eine Narkose?

Unter Narkose versteht man ein Verfahren zur Herstellung eines künstlichen Schlafes. Die Vollnarkose führt zur vollständigen Schmerzausschaltung, der Ausschaltung des Bewusstseins und einer Muskelerschlaffung.

Es gibt etliche Gründe, weshalb eine Narkose bei der Katze notwendig wird. Dies kann eine Kastration, eine Zahnsteinentfernung oder eine Notoperation aufgrund eines Unfalls sein.

Wie gefährlich ist eine Narkose für meine Katze?

Eine Narkose kann grundsätzlich Nebenwirkungen für die Gesundheit Ihrer Katze mit sich bringen. Egal, wie gesund und fit Ihre Katze vor dem Eingriff ist, im schlimmsten Fall können tödliche Komplikationen auftreten.

Man sollte eine Katze also nur so oft wie nötig narkotisieren. Sinnvoll ist es daher, verschiedene Eingriffe – wie zum Beispiel die Zahnsteinentfernung und die Entfernung eines Hautgeschwulstes – zu kombinieren, um eine zusätzliche Narkose zu vermeiden.

Zahnsteinentfernung Katze Narkose © got / stock.adobe.com
Es ist häufig sinnvoll, die Zahnsteinentfernung mit einem andern Eingriff zu kombinieren.

Narkoserisiko: Welche Gefahren gibt es für meine Katze?

Eine Narkose bei der Katze stellt immer ein gesundheitliches Risiko für dar. Deshalb wird jeder Patient vorher in eine bestimmte Risikogruppe eingeordnet.

Wichtig: Jeder Körper reagiert anders auf die Narkose. Es können dabei folgende Komplikationen vor oder nach dem Eingriff auftreten:

  • Atemprobleme (zum Beispiel nur oberflächlich oder zu langsam)
  • Blutdruckabfall
  • Herzrhythmusstörungen
  • Temperaturabfall (da die Körperoberfläche bei der Katze im Verhältnis zu Blut- und Lungenvolumen relativ groß ist)

Notfallmaßnahmen während der Operation

Der Tierarzt stellt immer Infusionen und Notfallmedikamente bereit (zum Beispiel blutdruck- oder kreislaufstabilisierende Medikamente, Medikamente bei Herzrhythmusstörungen). Falls es Probleme mit der Atmung gibt, sind auch Sauerstoff und ein Beatmungsgerät immer griffbereit. Bei einem Herzstillstand wird ihre Katze reanimiert.

Wichtig zu wissen: Bei jeder Narkose besteht ein Risiko für Komplikationen. Diese sind bei Katzen größer als bei Hunden und manche Tiere können trotz aller Notfallmaßnahmen nicht gerettet werden.

Risikopatienten: Narkose bei kranken und alten Katzen

Die Risiken einer Narkose hängen von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen Vorerkrankungen, Alter, Gewicht, Rasse oder die Art einer Verletzung. Ein großer Blutverlust, Bluthochdruck, Nieren- oder Schilddrüsenerkrankungen sowie ein fortgeschrittenes Alter können das Risiko erhöhen.

Manche Medikamente können dann nicht mehr richtig abgebaut werden oder sie wirken viel stärker / länger in bestimmten Organen. Manchmal gibt es auch Unverträglichkeiten mit einem allergischen Schock.

Ablauf: Wie läuft eine Narkose bei der Katze ab?

Bevor der Tierarzt eine Narkose bei der Katze durchführt, sind ein ausführliches Besitzergespräch (Anamnese) und eine klinische Untersuchung notwendig.

Voruntersuchungen und Risikoeinschätzung

So kann man prüfen, ob beispielsweise Herz-, Schilddrüsen- oder Nierenerkrankungen vorliegen und die Narkose dann dementsprechend anpassen. Dafür ist eine aktuelle Blutuntersuchung sehr sinnvoll.

In einigen Fällen sind auch weitere Voruntersuchungen nötig. So sind bei einer Herzerkrankung eine Ultraschalluntersuchung oder bei Knochenproblemen eine Röntgenuntersuchung erforderlich.

Sind alle Laborwerte vorhanden, die Untersuchungen abgeschlossen und hat der Tierarzt über alle Risiken aufgeklärt, kann die Narkose eingeleitet werden. Zuvor wird jeder Patient für die Narkose in eine bestimmte Risikogruppe (ASA-Klassifikation) eingeordnet.

Typischer Ablauf

Je nachdem, welche Narkoseform gewählt wird, sind unterschiedliche Arbeitsschritte notwendig. Der Operationsbereich wird vorbereitet, die erforderlichen Narkosemedikamente werden bereitgelegt sowie die Narkosegeräte und die Wärmematte eingestellt.

Danach wird Ihre Katze richtig gelagert, ein Venenverweilkatheter gelegt und die Narkose eingeleitet. Der Tierarzt überprüft nun regelmäßig die Vitalparameter Ihrer Katze. Dazu zählen Atmung, Herzfunktion, Körpertemperatur und Sauerstoffversorgung.

Ist das Ende der Operation absehbar, bereitet sich Ihr Tierarzt auf die Aufwachphase Ihrer Katze vor. Um die Wirkung des Narkosemittels aufzuheben, erhält die Katze in manchen Fällen ein Gegenmittel (Antagonisation).

Narkose Katze Tierarzt © лона Удалова / stock.adobe.com
Zur Medikamentengabe und Blutentnahme wird der Katze ein Venenverweilkatheter gelegt.

Narkose bei der Katze: Die unterschiedlichen Formen

In der Medizin unterscheidet man folgende Formen der Narkose: Die Injektionsnarkose, die Inhalationsnarkose und die totalintravenöse Anästhesie (Tiva). Jede Narkosemethode hat unterschiedliche Vor- und Nachteile:

Injektionsnarkose

Für die Injektionsnarkose wird Ihrer Katze ein Narkosemittel per Spritze unter die Haut, in den Muskel oder die Vene verabreicht.

Da während des Eingriffs meist noch andere Medikamente (z. B. Nachdosierung des Narkosemittels, Gabe von Schmerzmitteln oder Notfallmedikamente) verabreicht werden, legt der Tierarzt einen Venenverweilkatheter. Spritzt der Tierarzt das Mittel direkt in die Vene, gelangt es schneller in den Körper und die Wirkung tritt schneller ein.

Bei Katzen kommt meistens eine Kombination aus den Präparaten Ketamin und Xylazin zum Einsatz.

Vorteile

Die Injektionsnarkose reicht für kleine Eingriffe, wie eine Zahnsteinentfernung oder eine Kastration bei Katern, in der Regel aus und ist kostengünstiger.

Nachteile

Die verwendeten Narkosemittel werden über die Leber abgebaut und anschließend über die Nieren ausgeschieden. Dies dauert etwas länger und die aufwachenden Katzen reagieren in der Aufwachphase häufig orientierungslos.

Außerdem kommt es vor, dass die aufwachenden Katzen mehrere Stunden lang wanken, speicheln, erbrechen oder jaulen. Da die Injektionsnarkose unkontrollierbarer ist, geht sie mit höheren Risiken einher.

Inhalationsnarkose

Als die für den Körper schonendste und sicherste Form der Anästhesie gilt die Inhalationsnarkose. Mit dem Verdampfer bringt man das flüssige Narkosemittel in einen gasförmigen Zustand.

Anschließend kann der Tierarzt das Narkosegas (meist ein Gemisch aus Sauerstoff und Isofluran) direkt über die Atemwege Ihrer Katze in den Körper leiten. Hierfür verwendet er eine Gesichtsmaske, oder eine Einleitungsbox.

Wenn die Narkose wirkt, kann der Tierarzt einen Tubus (flexibler Schlauch) über die Luftröhre legen und die Katze an ein Beatmungsgerät anschließen.

Vorteile

Die Narkosetiefe und -länge lässt sich während der Operation gut steuern und im Notfall kann der Tierarzt sie schnell beenden.

Die narkotisierten Katzen wachen außerdem rasch aus der Narkose auf. Größtenteils finden sie sich nach dem Aufwachen auch schnell wieder zurecht und sind weniger orientierungslos.

Nachteile

Nicht jede Praxis bietet die Inhalationsnarkose an. Sie benötigt mehr Geräte, ist aufwändiger und teurer ist als die Injektionsnarkose.

Totalintravenöse Anästhesie (Tiva)

Für die Tiva bekommt die Katze einen Venenverweilkatheter angelegt, über den sie alle Narkosemedikamente in die Vene verabreicht bekommt.

Üblicherweise wird eine Kombination aus Schlafmittel, Schmerzmittel und Muskelerschlaffern verwendet. Dabei handelt es sich meist um eine Kombination aus Propofol und anderen Wirkstoffen.

Vorteile

Die Tiva ist ähnlich der Inhalationsnarkose sehr gut steuerbar. Die Handhabung fällt dank Infusionspumpen und Perfusoren (Spritzenpumpen) recht einfach aus.

Nachteile

Da die totalintravenöse Anästhesie zu den teuren Narkosemethoden zählt, bieten oftmals nur Kliniken diese Methode an.

Vorbereitung und Nachsorge: Was kann ich zu Hause tun?

Hören Sie unbedingt auf den Rat Ihres Tierarztes, da die Vor- und Nachsorge bei der Narkose einer Katze einen großen Einfluss auf das Narkosesrisiko hat. Bitte beachten Sie zur Verminderung von Komplikationen folgenden Punkte:

Sinnvoll ist es, wenn Ihre Katze vor der Operation noch einmal Darm und Blase entleert. Vermeiden Sie außerdem unbedingt Stress oder Überanstrengung, da sich dies negativ auf den Kreislauf auswirkt.

Achten Sie zudem auf die genaue Einnahme der verordneten Medikamente.

Wie lange darf eine Katze vor der OP nichts trinken und essen?

Geben Sie Ihrer Katze mindestens zwölf bis 15 Stunden vor der Narkose nichts zu fressen, da der Schluckreflex während der Narkose nicht funktioniert.

Wenn sich noch Nahrungsreste im Magen Ihrer Katze befinden, kann sie sich beim Einschlafen oder Aufwachen daran verschlucken. Beim Einatmen der Futterreste entwickelt sich im schlimmsten Fall eine gefährliche Lungenentzündung.

Wie lange braucht eine Katze nach der Narkose, um sich zu erholen?

Da viele Komplikationen nach der Narkose auftreten können, sollte man seine Katze aufmerksam beobachten. Geben Sie ihr vor allem genügend Zeit, sich vom Eingriff zu erholen.

Vermeiden Sie daher Besuch, Lärm oder Veränderungen der Umgebung. Stellen Sie ihr ausreichend frisches Trinkwasser zur Verfügung und ein sauberes Katzenklo in die Nähe.

Wenn Ihre Katze unterkühlt ist, können Sie ihr auch eine Wärmematte oder eine Wärmflasche anbieten. Achten Sie unbedingt auf deren Temperatur (maximal 40 Grad Celsius), um Verbrennungen zu vermeiden.

Darf meine Katze nach der Narkose fressen?

Solange Ihre Katze noch schlapp und orientierungslos ist, füttern Sie sie bitte noch nicht, um ein Verschlucken zu vermeiden. Erst, wenn Ihre Katze richtig wach ist und sich normal bewegt, darf sie kleine Mengen Ihres gewohnten Futters bekommen.

Darf meine Katze sofort nach der Narkose in den Garten?

Freigängerkatzen bleiben die nächsten 24 Stunden zu Hause, bis sie sich in ihrem Revier wieder sicher zurechtfinden.

Kosten: Wie teuer ist eine Narkose bei der Katze?

Da die Kosten bei einer Narkose von vielen Faktoren (z. B. speziellen Voruntersuchungen, Narkoseform, Eingriffsart, Verletzungen und verabreichten Medikamente) abhängen, kann man die tatsächlichen Kosten nur grob darstellen.

Grundsätzlich richten sich die Preise nach der geltenden Gebührenordnung für Tierärzte (GOT).

Die kompletten Kosten mit Allgemeinuntersuchung, Narkoseeinleitung, Überwachung, Eingriff und Medikamenten können bei der Katze rund 200 bis 400 Euro betragen.

Quellen:


Dr. Julia Striegl, Tierärztin
autorenbild julia striegl mit hund

An der LMU München habe ich bis 2012 Tiermedizin studiert und promoviert. Danach konnte ich viele Erfahrungen sammeln, unter anderem als praktizierende Tierärztin und wissenschaftliche Beraterin. Besonders am Herzen liegen mir eine stetige Verbesserung von Tierschutz und die Nutztiermedizin. Mein größtes Anliegen war es immer, im Interesse meiner Patienten zu handeln und ihnen eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich gerne meine Erfahrungen als Reiterin und langjährige Hundebesitzerin sowie -sportlerin.


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